da voraussichtlich nächstes Jahr die Anschaffung eines EVs ansteht fange ich an mich mit Wallboxen zu beschäftigen und bin auf openWB gestoßen (als studierter Informatiker und Physiker ein sehr reizvolles Produkt/Projekt), habe dazu aber noch einige Fragen, die ich nicht durch Recherche fier im Forum klären konnte.
Zunächst einmal ist es großartig, dass es ein System gibt, das offen ist an dem die Community mitwirken kann, aber dass es trotzdem fertig zu kaufen gibt, bei genau diesem Aspekt ergeben sich meine ersten Fragen:
- Die nachträgliche Änderung der Leistung von 11kW auf 22kW (oder umgekehrt):
"Die Einstellung der Ladeleistung kann nur durch uns erfolgen" und kostet 35€. Auch wenn ich das vermutlich nie brauche irritiert mich das stark, warum kann ich die Änderung nicht selber vornehmen? So wie ich das verstehe wird kein Widerstand getauscht sondern nur eine Einstellung in der Software vorgenommen. Es stellt sich mir auch die Frage, was ich noch nicht machen kann mit meinem Gerät, was mit quelloffener Software betrieben wird. - SSH-Zugang:
Nach Stöbern im Forum bin ich auf einen Beitrag gestoßen, in dem es hieß es wird kein Standardpasswort mehr vergeben (sinnvoll) und das spezifische Passwort gibt es nur auf Anfrage mit Teilverfall (?) der Garantie, da wohl Benutzer Blödsinn gemacht haben und das auf Garantie behoben werden musste. Natürlich ein sehr nachvollziehbarer Schritt (auch wenn das Ändern des Passwortes, wenn man die SD-Karte hat, nicht weiter schwierig ist, hält aber manchen sicher ab), meine Fragen dazu wären:- Kann man durch Fehlkonfiguration versehentlich* die Wallbox-Hardware und gar das Fahrzeug beschädigen?
- Wie genau wird die Garantie eingeschränkt?
- Ich habe gelesen, es gibt so keine fertigen Images zum Download (da die Hardware die Software mitfinanziert), gibt es als registrierter Käufer die Möglichkeit ein Image runterzuladen für den Fall, dass man die Wallbox-Software komplett zerschießt oder die Karte defekt ist? (ist mir bis jetzt bei meinen RasPi-Projekten zwar noch nie passiert, aber irgendwann ist immer das erste mal)
- Die FI-Schalter-Option kostet 169€. Ein einzelner FI-Schalter kostet im Shop 239€. Handelt es sich um verschiedene FI-Schalter?
Ich hätte den FI-Schalter bevorzugt in der Unterverteilung im Haus, damit das Kabel zur openWB auch durch einen FI-Schalter gesichert ist (in 15 Jahren hat jemand vergessen, dass da das Kabel liegt, will einen Baum pflanzen und ist dann mit dem Spaten im Kabel...). Ich konnte leider nirgendwo so etwas wie ein Blockschaltbild finden, indem die verbauten Komponenten genau dargestellt sind**, aber kann man den FI-Schalter einfach rausnehmen oder bei der Bestellung angeben "FI-Schalter bitte separat beilegen"? - Irgendwo stand, dass man die Box mit einem einfachen Handgriff öffnen kann. Sicher praktisch wenn man daran rumbastelt, aber wenn andere Personen die WallBox nutzen und man auch an Kindersicherheit denkt möchte ich auf keinen Fall eine Box, die man einfach öffnen kann, bitte nur mit Werkzeug. Muss man das irgendwo angeben oder sind fertig gekaufte immer nur mit Werkzeug zu öffnen?
- Enphase-Support:
Gibt es Erfahrungen mit Enphase-PV-Systemen? Das sind Modulwechselrichter, ein zentrales Gerät misst Erzeugung und Verbrauch bzw. Netzbezug. Das Gerät hat Wifi/Ethernet und eine JSON-API (vom Hersteller nur durch genau ein Beispiel dokumentiert [vermutlich weil dann eine Cloud-API eingeführt wurde, die zwar für Statisktik ok ist, aber nicht für Echtzeitregelung], aber von der Community sehr gut dokumentiert und es finden sich auch viele Projekte, die darauf zugreifen). Von Enphase habe ich die Auskunft, sie kennen keine Wallbox mit der aktuell PV-Überschuss-Laden untersützt wird, aber man arbeite mit Hochdruck daran und strebe herstellerunabhängige, offene Lösungen an (z.B. JSON und/oder Modbus/TCP). - Internet-Zugriff:
Das Webinterface läuft wie ich das sehe einfach über Apache mit PHP. Spricht irgendwas dagegen das mit SSL abzusichern, mit einer ".htaccess-Datei" bzw. in der Apache-Konfiguration Benutzername/Passwort zu erzwingen, eine entsprechende Portweiterleitung im Router damit man auch von unterwegs darauf zugreifen kann? Wenn man dann noch eine Domain (dynamisches DNS) einrichtet kann man auch über letsencrypt kostenlos ein Zertifikat bekommen***, das in keinen Browser Probleme macht.
Vielen Dank
Stefan
Anmerkungen:
- *) Vorsätzlich mit etwas Mühe z.B. irgendwo fehlerhafte Firmware einspielen um einen Defekt zu verursachen ist nicht gemeint.
- **) Ich vermute mal um den einfachen Nachbau zu erschweren, aber ist das mittlerweile nicht etwas kontraproduktiv?:
Elektromobilität ist meiner Ansicht nach der Freaks-und-Bastler-Zeit (nicht negativ gemeint) entwachsen und ich vermute die meisten, die gerne eine WallBox selber bauen, haben es bereits getan, mal abgesehen davon das es mit der Förderung dann wohl ziemlich schlecht aussieht. Die Zielgruppe von openWB ist sicherlich technikaffin und weiß gerne auch vor dem Kauf, was sie sich anschaffen, da ist es vermutlich nicht unbedingt zielführend technische Details zurückzuhalten. Auch wenn ich das könnte, wäre es mir zu viel Arbeit das komplett selber zu bauen (mal abgesehen davon, dass es ein Elektriker absegnen müsste). Ich vermute da bin ich nicht der einzige. Und ein konkurrierendes Unternehmen kann einfach eine openWB kaufen und dann nachbauen. - ***) Da für ACME (das Protokoll das letsencrypt für die Zertifikatserstellung nutzt) auf Port 80 ein HTTP-Server zugänglich sein muss, Bedarf es einer etwas spezielleren Konfiguration, damit intern das normale Web-Interface verfügbar ist, extern aber nicht und gleichzeitig ACME funktioniert, vermutlich ist es einfacher das Zertifikat über einen anderen Rechner zu holen und regelmäßig per Script auf die OpenWB zu übertragen. Falls jemand das hier liest und denkt das klingt gut: Ich würde auf keinen Fall das automatische letsencrypt-System auf der OpenWB installieren, dass die Konfiguration von Apache selber vornimmt! Das ist für öffentliche Webserver konzipiert und richtet mit großer Wahrscheinlichkeit mehr Schaden als Nutzen an!