OpenWB und Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft (EEG) bzw. frei definierbare Energiequellen?

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Ma.Ju
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OpenWB und Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft (EEG) bzw. frei definierbare Energiequellen?

Beitrag von Ma.Ju »

In Österreich gibt es ja die EEG’s oder Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften.
Darin können sich Nachbarschaften zusammenschließen um selbst produzierten Strom gemeinschaftlich über das öffentliche Netz zu nutzen.
D.h. ein Nachbar hat eine große PV-Anlage und kann damit die Nachbarn mit Strom versorgen.
Dabei können die Tarife selbst definiert werden.
An den Netzbetreiber müssen nur die Netzentgelte bezahlt werden.

Jetzt frage ich mich, ob solche zusätzlichen Energiequellen in OpenWB abbildbar sind?

Man hat in OpenWB ja die perfekte Möglichkeit die eigene Energiequelle (PV-Anlage) mit der öffentlichen Energiequelle (Stromnetz) zu nutzen und dass Zusammenspiel zu definieren, dass z.B. nur den Überschuss aus der eigenen Energiequellen genutzt wird, wobei die öffentliche Energiequelle eingebunden werden kann (Min-Laden).

Eine EEG wäre quasi eine zusätzliche dritte Energiequelle die durch günstigere Tarife zwischen der eigenen PV-Anlage und dem öffentlichen Stromnetz liegen würde.

Eine Idee wäre eventuell, die „Energiequellen“ frei definieren zu können und eine private „Merit-Order-Reihenfolge“ zu definieren, quasi: 1. PV-Anlage, 2. EEG, 3. Öffentliches Stromnetz, etc. Damit könnte man dann z.B. auch eine private Biogas-Anlage oder Ähnliches einbinden die via Gas-Generator nach Bedarf Strom/Wärme produziert … ?

Diese Merit-Order könnte dann beim „Min+PV“-Laden genutzt werden um den Min-Strombezug auf einen bestimmten Merit-Level zu limitieren oder bei einer neuen Option (z.B. „PV+“), in dem die Merit-Order beliebig definiert werden können.
Denkbar wäre die Angabe des Merit-Order-Wertes und ein Grenzwert, bei dem diese Energiequelle einspringt.
Beispiel: Merit-Order „1“ (das wäre dann PV) könnte auf „Max“ gesetzt werden was bedeutet dass der Überschuss bestmöglich genutzt wird.
Wenn Merit-Order „2“ (das wäre die EEG) ein Grenzwert von „12A“ hat, bedeutet dies, dass die Energiequelle "EEG" angesprochen wird wenn keine 12A mehr zur Verfügung stehen.
Merit-Order „3“ (das wäre z.B. die private Biogas-Anlage) mit 8A und das öffentliche Stromnetz „4“ mit 6A würden bedeuten, dass diese genutzt werden, wenn die verfügbare Summe unterschritten wird.

Ist sowas denkbar/machbar/geplant?

Martin
Gero
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Re: OpenWB und Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft (EEG) bzw. frei definierbare Energiequellen?

Beitrag von Gero »

Mal unabhängig von dem Willen, sowas in der openWB zu machen, muss da doch sicherlich aller möglicher verplombter Zählerkram installiert werden, oder? (Zumindest hier in DE wäre das so).

Dann wäre noch einzuwenden, dass der Strom immer dahin fließt wo er gebraucht wird. Der ganze Merit-Order Zirkus ist ja nur die Preisfestsetzung zur Abrechnung einen Tag vorher - ob der Strom dann am nächsten Tag auch genauso fließt, steht ja auf einem anderen Blatt. Und dem wird im Zweifelsfall durch kurzfristige Maßnahmen (Dispatch) geeignet begegnet.

Die openWB macht ja eigentlich was ganz anderes: sie stellt fest, ob gerade eingespeist wird und knipst dann ein paar Verbraucher an, damit das beendet wird. Wo der Strom herkommt - also PV oder BHKW ist der Regelung egal.

Schon mit tibber/awattar tut sich die openWB aktuell schwer, denn das ist nur für Sofortladen implementiert. In die Verbindung mit PV und günstigen Preisen oder anknipsen von smarthome-Verbrauchern bei ist noch kein Grips investiert worden. Obwohl das hier der eine oder andere schon mal angeregt hat.
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Ma.Ju
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Re: OpenWB und Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft (EEG) bzw. frei definierbare Energiequellen?

Beitrag von Ma.Ju »

Gero hat geschrieben: Do Apr 06, 2023 1:47 pm Mal unabhängig von dem Willen, sowas in der openWB zu machen, muss da doch sicherlich aller möglicher verplombter Zählerkram installiert werden, oder? (Zumindest hier in DE wäre das so).
Nö, das funktioniert ziemlich einfach und ohne irgendwelche Zusatz-Hardware: Voraussetzung sind nur die aktuellen Smartmeter-Stromzähler und die Aktivierung der 15-min-Werte. Eine EEG muss dann beim Netzbetreiber angemeldet werden. Dieser ermittelt dann alle 15min die Einspeisung und die Verbrauchswerte der Teilnehmer und übermittelt diese dann an die EEG. Diese kann dann den verteilten Strom abrechnen wie sie will.
Gero hat geschrieben: Do Apr 06, 2023 1:47 pm Dann wäre noch einzuwenden, dass der Strom immer dahin fließt wo er gebraucht wird. Der ganze Merit-Order Zirkus ist ja nur die Preisfestsetzung ...
Die openWB macht ja eigentlich was ganz anderes: sie stellt fest, ob gerade eingespeist wird und knipst dann ein paar Verbraucher an, damit das beendet wird.
Eine EEG funktioniert exakt gleich wie eine PV-Anlage:
Abgerechnet wird da stets nur die momentane Überschuss-Einspeisung im 15min-Takt.
Die EEG ist also eine "virtuelle PV-Anlage" und da openWB ja ganz gut mit schwankenden Erträgen einer Energiequelle umgehen kann, dachte ich mir, dass dies möglich ist.

Kann man denn mit dem aktuellen OpenWB mehrere PV-Anlagen einbinden?
Wenn ja, müsste man die Daten vom Wechselrichter nur mit dem Zahlen-Wert aus dem FTP-Download des 15min-Samples ersetzen ...
Wenn das möglich ist, müsste man nur noch die Möglichkeit haben diese beiden Energiequellen unterschiedlich zu gewichten (da ja bei der zweiten virtuellen "PV-Anlage" namens EEG Netzgebühren anfallen).

Martin
Gero
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Re: OpenWB und Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft (EEG) bzw. frei definierbare Energiequellen?

Beitrag von Gero »

Vielen Dank für die Ausführungen - es müssen also alle teilnehmenden über einen 15-Min-Zähler verfügen. Was mir nun noch nicht klar ist, ist wenn die EEG gerade 1500W einspeist und die Nachbarn alle insgesamt 2200W beziehen, wer zahlt denn nun welchen Tarif?

Aber um auf die openWB zurück zu kommen: die regelt auf Bezug/Einspeisung und kennt von daher keine Unterscheidung zwischen den diversen internen Erzeugern (PV / BHKW / …) - die noch nicht einmal separat gezählt werden müssen - und es gibt nur einen externen Erzeuger - das Netz als solches. Es geht nur um die „Stromrichtung“ am Zähler. Mit der Kenntnis der PV-Erzeugung passiert nichts weiter, als den Hausverbrauch errechnen zu können. Zu mehr wird die Kenntnis der eigenen Erzeugung nicht genutzt. Wie sollte auch der Strom von PV gegenüber dem Strom aus dem BHKW bevorzugt werden? Ähnlich sieht es ja mit dem Netzbezug aus - siehe meine Frage oben: wenn die EEG nun 1500W erzeugt und der Rest bis zu den 2200W aus dem restlichen Netz kommt, wie wird das erfasst?
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Re: OpenWB und Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft (EEG) bzw. frei definierbare Energiequellen?

Beitrag von Ma.Ju »

Gero hat geschrieben: Do Apr 06, 2023 5:18 pm Vielen Dank für die Ausführungen - es müssen also alle teilnehmenden über einen 15-Min-Zähler verfügen. Was mir nun noch nicht klar ist, ist wenn die EEG gerade 1500W einspeist und die Nachbarn alle insgesamt 2200W beziehen, wer zahlt denn nun welchen Tarif?
Auch hier unterscheidet sich die EEG nicht von einer PV-Anlage: Wenn die EEG 1500W einspeist und die Teilnehmer 2200W verbrauchen, dann werden diese 1500W vom Netz-BETREIBER laut "EEG-Schlüssel"(¹) auf die Teilnehmer aufgeteilt und der Netz-BETREIBER teilt den Strom-ANBIETERN der Teilnehmer mit, dass 700W bezogen wurden.

Genauso umgekehrt: Wenn die PV-Anlage 2200W produziert und die Teilnehmer 1500W verbrauchen, dann wird der EEG mitgeteilt, dass 1500W laut "EEG-Schlüssel" auf die Teilnehmer aufgeteilt wurden, die Strom-ANBIETER bekommen die Info das in diesen 15min kein Strom bezogen wurde und der Einspeiser der für den Zählpunkt der PV-Anlage gewählt wurde, bekommt die Info das 700W eingespeist wurden.

¹ Der "EEG-Schlüssel" muss bei der Anmeldung der EEG dem Netz-BETREIBER mitgeteilt werden, weil dieser ja für die Aufteilung der Produktion und Verbrauchswerte zuständig ist. Der Schlüssel hat nur zwei mögliche Werte: "statisch" oder "dynamisch". Wenn der Schlüssel "statisch" ist und es 5 Teilnehmer gibt, dann wir der Überschuss der PV-Anlage stets durch 5 geteilt und diesem dem Zählpunkt der Teilnehmer zugeordnet. Egal ob der Teilnehmer gerade Strom benötigt oder nicht. Wenn ein Teilnehmer gerade kein oder wenig Strom verbraucht, geht sein nicht verbrauchter Anteil an den Einspeiser.
Beim dynamischen Schlüssel hingegen wird möglichst aller Überschuss auf die Zählpunkte der Teilnehmer aufgeteilt. Brauchen 4 der 5 Teilnehmer beispielsweise gerade keinen Strom so steht dem 5. Teilnehmer in diesen 15 Minuten quasi der gesamte Überschuss zur Verfügung, wenn er überhaupt so viel Strom benötigt.
Gero hat geschrieben: Do Apr 06, 2023 5:18 pm Wie sollte auch der Strom von PV gegenüber dem Strom aus dem BHKW bevorzugt werden?
Anhand der frei definierbaren und vorgeschlagenen "Merit-Order-Nummer" der definierten Stromerzeuger.

Aber um auch hier auf das aktuelle openWB zurück zu kommen: Um als Anlagen-Besitzer die Teilnehmer möglichst gut zu versorgen und trotzdem Überschuss-Laden des E-Autos zu ermöglichen könnte man vielleicht den Verbrauch der Teilnehmer auch als zusätzlichen "Hausverbrauch" beim OpenWB des Anlagen-Besitzers einbinden? Dann würde ohne große Änderungen das PV-Laden um den Teilnehmer-Hausverbrauch runterregeln. Dann wäre nur die Frage wie man Verbrauchszahlen der Teilnehmer - die z.B. über ein EEG-eigenes VPN-Netz verteilt werden - als "Hausverbrauch" einbindet ...

Martin
rleidner
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Re: OpenWB und Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft (EEG) bzw. frei definierbare Energiequellen?

Beitrag von rleidner »

Ich würde hier in openWB einen MQTT - PV Modul nutzen.
Die notwendigen 2 Datenelemente (PV-Leistung, PV-Zähler) würde ich laufend in einem externen System berechnen anhand der aktuellen Leistung und der Verteilungsregeln und per MQTT an die openWB übergeben.
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