Wallbox Vorbereitung, Auswahl der FI-Typen

Jarry
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Re: Wallbox Vorbereitung, Auswahl der FI-Typen

Beitrag von Jarry »

unsignedvoid hat geschrieben: Fr Nov 27, 2020 9:57 pm Verstehe ich das richtig, dass ich den mitgelieferten TypB ohne Probleme aus der openWB raus bekomme und statt dessen in die Verteilung setzen kann? Ich hätte tendenziell auch gerne einen FI vor der Leitung, u.a. weil man dann im Zweifel mitbekommt, wenn das Kabel ein Problem hat (beim Pflastern wurde nicht wirklich behutsam mit dem verlegten Kabel umgegangen :( ).
Wie auch El Cheffe schon sagte, der FI ist Personenschutz (mit wenigen Ausnahmen) und kann in der WB verbleiben, Es MUSS eh pro Ladepunkt ein eigener gesetzt werden.
Lediglich im TT Netz müsste auch an den Anfang einer zusätzlich. Das sollte dann aber auch ein selektiver Typ B sein. die sind aber kaum unter 500€ zu bekommen und werden nur dann gesetzt wenn WIRKLICH nötig

Aktuelles Setup:
openWB 2.x
2x openWB pro
PV:
SolarEdge SE9K mit SolarLog 380Mod am EVU Punkt (nur noch fürs SE Portal genutzt)
2x MPPT 150/35 mit jeweils 1,2kWp

Speicher:
3x Multiplus 2 5000
Cerbo GX
EM540 (am Cerbo)
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Berndte
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Re: Wallbox Vorbereitung, Auswahl der FI-Typen

Beitrag von Berndte »

Ein FI ist nicht nur Personenschutz! Woher kommt denn diese Behauptung?
Ein FI wird genauso auch im Brandschutz eingesetzt und ist bei manchen Bauten und öffentlichen Gebäuden für so gut wie alle Leitungswege deshalb Vorschrift (Holzständerbauweise).

Ein LS-Schalter schützt die Leitung vor Überlast... mehr nicht! Kabelbeschädigungen (Schmoren) oder lose Abzweigklemmen, welche dann geringe "Kriechströme" in alle möglichen Richtungen verursachen werden von einem LS-Schalter nicht erfasst. Erst wenn es zu einem Kurzschluss oder einer dauerhaften massiven Überlastung kommt löst dieser aus. Bereits ein herkömmlicher FI Typ A bringt hier erheblich mehr Sicherheit.

Noch nicht ganz etabliert aber genau dafür konstruiert ist ein Brandschutzschalter (Lichtbogenschutz), welcher Schmorstellen und Kabelbrände in der Entstehung bereits detektieren. Suchbegriff ist hier zB der Hager AFDD

viewtopic.php?f=4&t=1442&start=20#p15079
Jarry
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Re: Wallbox Vorbereitung, Auswahl der FI-Typen

Beitrag von Jarry »

deshalb schrieb ich ja auch "mit Ausnahmen". Da wir hier aber meist von privaten Gebäuden reden, trifft das fast nie zu. Sollte das in den speziellen Fällen halt doch sein, so wird der beauftragte Elektriker das wissen und entsprechend umsetzen. Z.B. im TT-Netz ist es eh fast immer notwendig, aber dann sind wir beim nächsten Punkt.
Ein herkömmlicher Typ A darf aber eben NICHT vor einen Typ B gesetzt werden, da er erblinden kann und dann ist auch der Brandschutz nicht mehr gewährleistet.

Was ich von den Brandschutzschaltern halte, schreibe ich mal lieber nicht hier hin....

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Berndte
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Re: Wallbox Vorbereitung, Auswahl der FI-Typen

Beitrag von Berndte »

Siehe meinen Link aus dem anderen Thema.

...es wird leider immer wieder fälschlicherweise so suggeriert, dass ein FI Typ A erblindet, wenn er vor einen FI Typ B geschaltet wird.
Ein FI könnte höchstens durch einen Fehlerstrom erblinden, aber nicht durch das Nachschalten eines FI Typ B. Und genau diesen DC-Fehlerstrom würde der nachgeschaltete Typ B erkennen und abschalten, ohne dass der vorgeschaltete FI davon etwas mitbekommt.

Welchen "Schaden" kann ein FI Typ A verursachen, wenn er als Leitungsschutz in der Leitung zur Wallbox weiterhin bleibt?
Das Schlimmste, was passieren kann ist, dass man in den Keller muss und dort zusätzlich nachsehen, wenn die Wallbox dunkel ist.
Natürlich darf kein Verbraucher dazwischen abgezweigt werden.
openWB
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Re: Wallbox Vorbereitung, Auswahl der FI-Typen

Beitrag von openWB »

Das stimmt so nur halb.
Ein Typ B löst erst bei einem Fehlerstrom aus bei dem der Typ A bereits „blind“ ist.
Deshalb ist es auch nicht erlaubt 2x 6mA DC Fehlerschutz Wallboxen hinter einem Typ A zu betreiben. die fehlerstrome summiert reicht aus um den typ a blind zu machen.
Weil die openWB oft in mehr Ladepunktkonstellationen verbaut wird ist deshalb ein richtiger Typ B verbaut.
Davon ab fordert die VDE Selektivitat wenn 2 Fi hintereinander geschaltet sind.

Normativ und technisch ist hier klar zu unterscheiden.
Technisch kann man 2 Fi hintereinander betreiben. Normativ aber nicht erlaubt.
Supportanfragen bitte NICHT per PN stellen.
Hardwareprobleme bitte über die Funktion Debug Daten senden mitteilen oder per Mail an support@openwb.de
Berndte
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Re: Wallbox Vorbereitung, Auswahl der FI-Typen

Beitrag von Berndte »

Das ist soweit richtig und dem stimme ich auch zu. Ich möchte nur diesem ewigen Missverständnis vorbeugen, dass die blanke Existenz eines FI Typ B einen FI Typ A erblinden lässt. Ein FI selber produziert ja keinen Fehlerstrom, wie "uns Fachleuten" klar ist, aber eben nicht jedem Laien. Es kann also schon Sinn machen einen vorhandenen FI Typ A vor der Zuleitung zu belassen, auch wenn es nicht normgerecht ist, so schadet es auch nicht.
Es ist nur wichtig, dass sich kein weiterer Verbrauche dazwischen befindet.

Einen Gleich-Fehlerstrom könnte ein defektes Fahrzeug verursachen, praktisch würde es dann aber eher einen schweren Fehler anzeigen.
Selbst die "Ladesau" Renault Zoe produziert im Normalbetrieb keinen Gleichfehlerstrom (kann technisch ohne Defekt auch nicht über den B6 Brückengleichrichter kommen), sondern saut mit 6-10mA Wechselfehlerstrom durch die Kondensatoren vor dem Gleichrichter rum.
unsignedvoid
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Re: Wallbox Vorbereitung, Auswahl der FI-Typen

Beitrag von unsignedvoid »

Was mir primär sorgen macht, ist das die Leitung ggf. einen Schaden an der Isolation abbekommen haben könnte, über den dann später fröhlich Strom gegen Erde fließt. In meiner alten Stundenbude ist bei > 2-3 Tage Regenwetter regelmäßig eine Sicherung geflogen. War vom Vermieter als "Ist halt so" akzeptiert und bei mir bis heute als ziemlich gruselig hängen geblieben.

Wenn ein FI vor der Leitung sitzt würde der halt, so die Hoffnung, deutlich früher fliegen, als eine Sicherung. Gut, in der Erde ist das vermutlich tatsächlich kein Personenschutz, Brandgefahr besteht da eher nicht.
Jarry
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Re: Wallbox Vorbereitung, Auswahl der FI-Typen

Beitrag von Jarry »

Natürlich wird ein Typ A nicht automatisch blind wenn ein Typ B dahinter ist. ABER wenn er erblindet kriegt man das nicht mit und dann suggeriert der Typ A einen eventuellen Brandschutz der gar nicht da ist. Daher gehört der da nicht hin.
Deshalb wenn man schon einen FI dort zusätzlich haben will, dann ein selektiver Typ B
Alles andere ist mindestens unsauber bzw. nach der Norm nicht erlaubt.

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Re: Wallbox Vorbereitung, Auswahl der FI-Typen

Beitrag von DasMoritz »

Moin,

ich möchte mich hier auch einmal einklinken, da ich mittlerweile sehr viele Meinungen gehört habe ich nicht mehr weiß, was nun optimal ist.

Bei mir geht es vom Sicherungskasten am HAK mit 5x 10mm² zu einer Unterverteilung.
An der Unterverteilung hängen die beiden Wallboxen (5x6mm2) sowie weitere Verbraucher (3x1,5mm²).

Ich sehe nun folgende sechs Varianten
FI_und_Sicherungen.png
Variante 1:
Typ A FI im Sicherungskasten und Typ B FI in der Unterverteilung --> Das soll so aber nicht gemacht werden, da ein Typ B FI nicht hinter einen Typ A FI geschaltet werden soll --> daher nicht bauen

Variante 2 (fast wie Variante 1, jedoch verschiebt sich der Typ B FI in die Wallbox):
Typ A FI im Sicherungskasten und Typ B FI in den beiden Wallboxen --> Das soll so aber nicht gemacht werden, da ein Typ B FI nicht hinter einen Typ A FI geschaltet werden soll --> daher nicht bauen

Variante 3:
Im Sicherungskasten kein FI sondern nur LS, in der Unterverteilung jedoch Typ B FI für die beiden Wallboxen --> Das wäre nach meinem Wissen "konform" und wurde mir vom Elektriker auch bestätigt --> könnte man so machen

Variante 4 (fast wie Variante 3, jedoch verschiebt sich der Typ B FI in die Wallbox):
Im Sicherungskasten kein FI sondern nur LS, in den Wallboxen jedoch Typ B FI --> Das wäre nach meinem Wissen "konform" und wurde mir vom Elektriker auch bestätigt --> könnte man so machen

Variante 5:
Im Sicherungskasten wird ein Typ B FI verbaut, in den beiden Wallboxen ebenfalls ein Typ B FI. So wäre die Teilstrecken A (und auch B?) der Installation mit einem FI abgesichert und es wird kein Typ B FI hinter einen Typ A FI geschaltet.

Variante 6 (fast wie Variante5, jedoch verschiebt sich der Typ B FI in die Wallbox)::
Im Sicherungskasten wird ein Typ B FI verbaut, in der Unterverteilung ebenfalls ein Typ B FI. So wären alle Teilstrecken der Installation mit einem FI abgesichert und es wird kein Typ B FI hinter einen Typ A FI geschaltet.

Die Fragen die bei mir aufkommt (daher extra eingezeichnet):
1.) Was passiert denn in der Variante 3, wenn jemand mit einem Spaten / Schraube / Nagel mit der Teilstrecke "A" Kontakt hat? Der FI kann nicht auslösen, da nicht in der Zuleitung vorhanden.

2.) Was passiert denn in der Variante 4, wenn jemand mit einem Spaten / Schraube / Nagel in der Teilstrecke "A" oder "B" Kontakt hat? Auch hier kann kein FI in der Zuleitung auslösen, da nicht vorhanden.

3.) Die Varianten 5 und 6 müssten mit Typ B FI hinter Typ B FI doch eigentlich die "richtigsten" sein, oder?

Eigentlich möchte ich jede Leitung im Haus vernünftig abgesichert haben und mir widerstrebt der Gedankengang, dass die Absicherung erst "in der Wallbox" stattfindet und nicht vorher.

Edit: Aktualisierung des Posts wegen Typ B FI und Aufnahme der Varianten 5 und 6.

Danke,
Moritz
Zuletzt geändert von DasMoritz am Sa Nov 28, 2020 9:32 pm, insgesamt 2-mal geändert.
Jarry
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Re: Wallbox Vorbereitung, Auswahl der FI-Typen

Beitrag von Jarry »

Varianten 1 und 2 sind NICHT zulässig.
Die beiden anderen sind es, wenn es da keine speziellen Brandschutzanforderungen (und im TT Netz) gibt.
Wenn du da unbedingt einen WILLST (oder oben angegebene Gründe zutreffen) dann ein selektiver Typ B

PS. Für die anderen Verbraucher ist aber noch ein Typ A zusätzlich in der UV nötig.

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