Zwei Ladepunkte - technische Umsetzung

ThomasMagnum
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Zwei Ladepunkte - technische Umsetzung

Beitrag von ThomasMagnum »

Hallo,

ich bin noch relativ neu in diesem Thema, daher vorab Verzeihung für die Anfängerfragen.
Im Herbst wird ein PHEV bei und einziehen und in Verbindung damit gibt es Überlegungen, eine PV-Anlage auf's Dach zu bauen. Im Hinblick auf die erforderliche Wallbox ist die Entscheidung bereits zugunsten der OpenWB gefallen. Unabhängig von der Installation der PV-Anlage ist die größte technische Herausforderung, entsprechende Stromleitungen in die Garage zu verlegen (aktuell gibt es hier nur 3x1.5mm).

Obwohl absehbar nur ein Elektrofahrzeug im Haushalt sein wird möchte ich im Hinblick auf die aktuelle KfW-Förderung ganz gerne direkt zwei Ladepunkte installieren - besser "haben" als "brauchen". Da der zweite Ladepunkt aber wie gesagt absehbar nicht genutzt wird, soll der zweite Ladepunkt möglichst wenig Kosten verursachen bzw. nach Förderung kostenneutral sein. Daher plane ich aktuell mit einem go-eCharger HOMEfix. OpenWB-Duo scheidet aus meiner Sicht mangels der Möglichkeit der Umschaltung zwischen 1p und 3p aus.

Nun zu meinen Fragen:
  1. Wie sollte man die beiden Wallboxen grundsätzlich verkabeln?
    • Eine "dicke" Leitung vom Hausanschluss im Keller in die Garage und von dort über eine Unterverteilung in die OpenWB und den go-eCharger?
    • Beide Wallboxen über entsprechende Verkabelung direkt zum Hausanschluss führen?
    • Anschluss vom Hausanschluss an die OpenWB führen und "von dort" weiter zur zweien Box?
  2. Nach meiner Kenntnis Bedarf es bei mehr als 11kW Leistung der Zustimmung des Netzbetreibers. Unterstellt, dass 22kW nicht genehmigt würden, wie und an welcher Stelle würde man die Leistung der Boxen auf insgesamt 11kW limitieren? Soweit ich es verstanden habe, kann die OpenWB die zweite Box ebenfalls steuern - aber wie kommunizieren die beiden Boxen miteinander? LAN/WLAN?
  3. Welche Absicherung ist bei in Summe 22kW bzw. 11kW für beide Boxen im Hauptverteiler nötig? Braucht es eine zusätzliche Absicherung in der Unterverteilung (siehe 1.)? Welche (zusätzlichen?) FIs wären erforderlich bzw. sind die in der OpenWB und go-eCharger verbauten FIs ausreichend?
  4. Sofern das Thema PV-Anlage umgesetzt werden sollte, kann die OpenWB die zweite Box auch im Hinblick auf PV Überschuss "steuern"?
Vielen Dank vorab
Oliver
Jarry
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Re: Zwei Ladepunkte - technische Umsetzung

Beitrag von Jarry »

Hi,

Hier ein paar Antworten

1. a und b ist beides machbar. C ist nicht erlaubt

2. ja ist korrekt. Die OpenWB kann auch eine go-e steuern. Aber es wird gegenüber deinem Netzbetreiber nicht bestätigt. Das ginge nur bei zwei OpenWB Ladepunkten. Wobei ich glaube auch bei einem OpenWB und einem SmartWB Ladepunkt. Letzteres möge aber jemand vom Team nochmal bestätigen

3. 11kW benötigt pro Ladepunkt eine Absicherung von 16A. Pro Ladepunkt ist ein eigener Typ B RCD erforderlich. OpenWB hat den (bei der „richtigen“ Bestellung) integriert und benötigt nur den entsprechenden Leitungsschutzschalter. Bei einer SmartWB lander Typ B RCD auch mitbestellt werden. Der passt aber nicht in den Ladepunkt selber mit rein. Müsste also vor den LS in die Verteilung rein.

4. bei einem kompatiblen Ladepunkt geht das natürlich.

Aktuelles Setup:
openWB 2.x
2x openWB pro
PV:
SolarEdge SE9K mit SolarLog 380Mod am EVU Punkt (nur noch fürs SE Portal genutzt)
2x MPPT 150/35 mit jeweils 1,2kWp

Speicher:
3x Multiplus 2 5000
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Re: Zwei Ladepunkte - technische Umsetzung

Beitrag von yankee »

ThomasMagnum hat geschrieben: Di Apr 06, 2021 5:39 pm Wie sollte man die beiden Wallboxen grundsätzlich verkabeln?
Vorteile, wenn du beide Kabel bis in den Sicherungskasten führst:
- Keine zusätzliche Absicherung der starken Leitung bis zum Unterverteiler nötiog (nur relevant, wenn du in Summe mit mehr als 22kW laden können möchtest).
- Du sparst dir den Unterverteiler ein, also weniger Montagezeit und weniger Material

Vorteile bei einem Unterverteiler
- Du sparst Kabel ein, denn du musst nur ein Kabel bis zum Sicherungskasten legen
- Bei entsprechender Dimensionierung der Zuleitung kannst du recht unproblematisch noch weitere Verbraucher an der Unterverteilung anschließen, falls dir mal noch irgendwas einfällt.
- Der Leitungsverlust sinkt mit dem Leitungsquerschnitt. Wahrscheinlich würdest du bei der Lösung mit Unterverteilung ein dickeres Kabel bis zur Unterverteilung nehmen. Selbst wenn du dann nur mit einer Box lädst profitierst du von dem geringeren Leitungsverlust

Es hängt also viel davon ab wie weit der Kabelweg von Garage bis zum Sicherungskasten ist. Wenn das nur 5 Meter sind (und auch dein Sicherungskasten noch viel Platz für die neuen Sicherungen hat), lohnt sich das eher nicht einen Unterverteiler zu verwenden. Sind es 20 Meter oder mehr, lohnt es sich wahrscheinlich schon.
ThomasMagnum hat geschrieben: Di Apr 06, 2021 5:39 pm Unterstellt, dass 22kW nicht genehmigt würden, wie und an welcher Stelle würde man die Leistung der Boxen auf insgesamt 11kW limitieren?
Einfach auf der Weboberfläche der openWB eintragen. Ist kein Hexenwerk.
ThomasMagnum hat geschrieben: Di Apr 06, 2021 5:39 pm aber wie kommunizieren die beiden Boxen miteinander? LAN/WLAN?
Richtig.
ThomasMagnum hat geschrieben: Di Apr 06, 2021 5:39 pm Sofern das Thema PV-Anlage umgesetzt werden sollte, kann die OpenWB die zweite Box auch im Hinblick auf PV Überschuss "steuern"?
Ja (sofern die zweite Box steuerbar ist).
Jarry hat geschrieben: Di Apr 06, 2021 6:17 pm Aber es wird gegenüber deinem Netzbetreiber nicht bestätigt.
Wer will da was gegenüber dem Netzbetreiber bestätigen?
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Re: Zwei Ladepunkte - technische Umsetzung

Beitrag von Jarry »

yankee hat geschrieben: Di Apr 06, 2021 6:21 pm
Wer will da was gegenüber dem Netzbetreiber bestätigen?
Na ob die 11kW Gesamtladeleistung eingehalten werden oder nicht. Das geht nunmal nur für die eigenen Ladepunkte und nicht irgendwelche zusätzlichen Fremd-Wallboxen
Wenn man die Freigabe für 22kW hat, wäre das natürlich bei 2x11kW egal

Aktuelles Setup:
openWB 2.x
2x openWB pro
PV:
SolarEdge SE9K mit SolarLog 380Mod am EVU Punkt (nur noch fürs SE Portal genutzt)
2x MPPT 150/35 mit jeweils 1,2kWp

Speicher:
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Re: Zwei Ladepunkte - technische Umsetzung

Beitrag von HSC »

...das nennt sich dann "Loadsharing"
Screenshot_2021-04-06 openWB Einstellungen.png
Jarry
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Re: Zwei Ladepunkte - technische Umsetzung

Beitrag von Jarry »

HSC hat geschrieben: Di Apr 06, 2021 6:30 pm ...das nennt sich dann "Loadsharing"
Screenshot_2021-04-06 openWB Einstellungen.png
Ja, aber nur für openWB Ladepunkte

Aktuelles Setup:
openWB 2.x
2x openWB pro
PV:
SolarEdge SE9K mit SolarLog 380Mod am EVU Punkt (nur noch fürs SE Portal genutzt)
2x MPPT 150/35 mit jeweils 1,2kWp

Speicher:
3x Multiplus 2 5000
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Re: Zwei Ladepunkte - technische Umsetzung

Beitrag von yankee »

Jarry hat geschrieben: Di Apr 06, 2021 6:26 pm Na ob die 11kW Gesamtladeleistung eingehalten werden oder nicht. Das geht nunmal nur für die eigenen Ladepunkte und nicht irgendwelche zusätzlichen Fremd-Wallboxen
Naja, ich habe bei mir das Szenario. Und gut, ich habe zwei openWB, aber wenn jetzt eine von den beiden Wallboxen eine andere Marke wäre... Wer würde dann was nicht bestätigen? Also mir ist nicht klar wo das einen Unterschied gemacht hätte, wenn einer der beiden eine andere wäre.
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Re: Zwei Ladepunkte - technische Umsetzung

Beitrag von openWB »

Manche Netzbetreiber fordern vom Hersteller eine Bestätigung.
Supportanfragen bitte NICHT per PN stellen.
Hardwareprobleme bitte über die Funktion Debug Daten senden mitteilen oder per Mail an support@openwb.de
ThomasMagnum
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Re: Zwei Ladepunkte - technische Umsetzung

Beitrag von ThomasMagnum »

Zuerst einmal vielen Dank für Eure Antworten!
So richtig habe ich allerdings das Zusammenspiel der beiden Ladepunkte noch nicht verstanden. Unterstellen wir zuerst mal ein einfaches Szenario:
Zwei OpenWB, beide auf 11kW beschränkt. Ließe sich diese Kombi so installieren, dass lediglich eine Anzeige beim Netzbetreiber erforderlich ist, keine Genehmigung?
Jede Box für sich könnte theoretisch 11kW ziehen - bei zwei OpenWB "sprechen sich die Boxen jedoch gegenseitig ab" und in Summe beschränkt sich die Belastung auf 11kW, richtig? Wie erfolgt ggü. dem Netzbetreiber der Nachweis, dass die OpenWB-Boxen das regeln?

Wenn nun in einem zweiten Szenario eine OpenWB und ein go-eCharger zum Einsatz kommen, gilt dann das gleiche oder habe ich dadurch wesentliche Nachteile?

Nochmal zur Verkabelung:
Unterstellt, eine dicke Leitung geht vom Hauptverteiler im Keller in die Garage und beide Wallboxen (2x OpenWB oder 1x OpenWB und 1x go-eCharger) haben einen FI verbaut - kommt dann in die Unterverteilung in der Garage lediglich eine "normale" Sicherung (16A?) pro Wallbox und Phase?
yankee
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Re: Zwei Ladepunkte - technische Umsetzung

Beitrag von yankee »

ThomasMagnum hat geschrieben: Mi Apr 07, 2021 6:09 pm Zwei OpenWB, beide auf 11kW beschränkt. Ließe sich diese Kombi so installieren, dass lediglich eine Anzeige beim Netzbetreiber erforderlich ist, keine Genehmigung?
Ich hatte die gleiche Frage auch schon hier im Forum gestellt und leider auch keine Infos dazu bekommen. Falls hier doch noch jemand drauf stößt umso besser. Solange hier die Puzzlestücke die ich gefunden habe:

Maßgeblich ist die Niederspannungsverordnung (NAV):
https://www.gesetze-im-internet.de/nav/__19.html hat geschrieben:(2) Erweiterungen und Änderungen von Anlagen sowie die Verwendung zusätzlicher Verbrauchsgeräte sind dem Netzbetreiber mitzuteilen, soweit sich dadurch die vorzuhaltende Leistung erhöht oder mit Netzrückwirkungen zu rechnen ist. Auch Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge sind dem Netzbetreiber vor deren Inbetriebnahme mitzuteilen. Deren Inbetriebnahme bedarf darüber hinaus der vorherigen Zustimmung des Netzbetreibers, sofern ihre Summen-Bemessungsleistung 12 Kilovoltampere je elektrischer Anlage überschreitet;
Nur was ist die "Bemessungsleistung"? Sucht man danach findet man einiges zu EEG-Anlagen. Hier wird ein Durchschnittswert über einen langen Zeitraum berechnet. Das passt hier ja eher nicht. Wikipedia leitet einfach auf "Nennleistung" weiter, aber das gibt finde ich auch wenig Sinn.

Die Netzbetreiber gehen damit jedenfalls unterschiedlich um. Bei Westnetz gibt es ein online Formular, mit genau einem Eingabefeld: Wieviele kW? Das wird dann zu dem Hausanschluss dazu gerechnet und fertig ist. Wie du die 11kW einhälst interessiert die offenbar weniger.

Die RNG will ein ganz detailiertes Formular, wo man Marke, Modell, Ladepunkt, verwendete Phasen, Elektriker der es angeschlossen hat (mit Unterschrift) und so weiter angeben muss. Bei der RNG habe ich so wie du zwei Wallboxen (2x22kW), die ich per Lastmanagement auf 11kW in Summe begrenzt habe. Ich (bzw. mein Elektriker) hat dann "max. Netzbeszugsleistung je Ladestation 11 kVA, Regelbereich der Ladeleistung 0 kVA bis 22 kVA, max. Netzbezugsleistung aller Ladestationen 22 kVA" angegeben. Ich hatte in der Vorlage für meinen Elektriker bei max. Netzbezugsleistung aller Ladestationen zunächst 11 kVA angegeben, dass hat mein Elektriker aber geändert und hatte auch nicht so richtig Lust mir das zu erklären. Das habe ich vor ca. 3 Monaten an die RNG geschickt und nichts von gehört. Was heißen mag, dass sie noch nicht dazu gekommen sind die Post zu lesen oder sie haben nichts dagegen...
ThomasMagnum hat geschrieben: Mi Apr 07, 2021 6:09 pmJede Box für sich könnte theoretisch 11kW ziehen - bei zwei OpenWB "sprechen sich die Boxen jedoch gegenseitig ab" und in Summe beschränkt sich die Belastung auf 11kW, richtig?
Ja. Wobei genau genommen... "sprechen sich gegenseitig ab" klingt so, als wäre das gleichberechtigt. Tatsächlich wird eine der beiden Wallboxen zum "master" und die andere zum "slave". Der Master übernimmt dann die Steuerung beider Ladepunkte und der Slave macht einfach stupide was ihm gesagt wird. Es sieht am Ende so aus als wäre es eine einzige Wallbox mit zwei Rüsseln dran.
ThomasMagnum hat geschrieben: Mi Apr 07, 2021 6:09 pmWie erfolgt ggü. dem Netzbetreiber der Nachweis, dass die OpenWB-Boxen das regeln?[/quote}
Wie erwähnt: Netzbetreiberabhängig. Schau mal auf der Webseite von deinem nach.
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